Ziffern | ||
VORWORT | 1 - 2 | |
I. | EINLEITUNG: WARUM EINE AGENDA FÜR ENTWICKLUNG? | 3 - 15 |
II. | DIE DIMENSIONEN DER ENTWICKLUNG | 16 - 138 |
A. Friede als Grundlage | 16 - 40 | |
B. Die Wirtschaft als Motor des Fortschritts | 41 - 67 | |
C. Die Umwelt als Grundlage der Bestandfähigkeit | 68 - 93 | |
D. Gerechtigkeit als Stützpfeiler der Gesellschaft | 94 - 117 | |
E. Demokratie als gute Staatsführung | 118 - 138 | |
III. | DIE VEREINTEN NATIONEN UND DER ENTWICKLUNGSPROZESS | 139 - 230 |
A. Die Hauptakteure | 139 - 151 | |
B. Informationsarbeit, Bewußtseins- und Konsensbildung | 152 - 171 | |
C. Regeln, Normen und Verträge | 172 - 192 | |
D. Operative Tätigkeiten, Engagement und Wandel | 193 - 209 | |
E. Prioritätensetzung und Koordinierung | 210 - 230 | |
IV. | ZUM ABSCHLUSS: DIE VERHEISSUNG DER ENTWICKLUNG | |
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I. | Haushaltsansätze der Vereinten Nationen nach Organisation und Sektor, 1992-1993, alle Finanzquellen | |
II. | Ausgaben für operative Tätigkeiten der Vereinten Nationen sowie ihrer Fonds und Programme, 1992 | |
III. | Wichtige zwischenstaatliche Gremien und Sachverständigengremien der Vereinten Nationen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich und auf dem Gebiet der Menschenrechte |
1. In ihrer Resolution 47/181 vom 22. Dezember 1992 ersuchte mich die Generalversammlung, in Absprache mit den Mitgliedstaaten einen Bericht über eine Agenda für Entwicklung vorzulegen. In dem Bestreben, ein möglichst breites Spektrum von Meinungen zum Thema Entwicklung einzuholen, bat ich alle Mitgliedstaaten sowie die Organisationen und Programme des Systems der Vereinten Nationen um Stellungnahmen und bemühte mich weltweit um Anregungen von öffentlicher wie auch privater Seite. Die im Verlauf dieses Prozesses eingegangenen Beiträge wurden bei der Ausarbeitung des vorliegenden Berichts herangezogen.
2. Wie von der Generalversammlung in Ziffer 5 ihrer Resolution 48/166 vom 21. Dezember 1993 erbeten, werde ich meine Schlußfolgerungen und Empfehlungen zu einer Agenda für Entwicklung auf der neunundvierzigsten Tagung der Versammlung vorlegen und dabei die 1994 während der Arbeitstagung des Wirtschafts- und Sozialrats geführte Debatte sowie die Meinungen berücksichtigen, die bei den vom Präsidenten der Generalversammlung anzuregenden Diskussionen zum Ausdruck gebracht werden.
3. Entwicklung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Entwicklung ist die sicherste Grundlage für den Frieden.
4. Unter Zugrundelegung dieser grundsätzlichen Erwägungen und im Einklang mit meinem eigenen nachdrücklichen Bekenntnis zur Entwicklung sowie ausgehend von den anerkannten Erfordernissen der Vereinten Nationen im jetzigen Augenblick der Geschichte begann der Gedanke einer Agenda für Entwicklung Gestalt anzunehmen.
5. Der Begriff "Entwicklung" und die jahrzehntelangen Anstrengungen zur Verringerung von Armut, Analphabetentum und Krankheit und zur Senkung der Sterblichkeitsraten stellen große Leistungen dieses Jahrhunderts dar. Entwicklung als gemeinsames Anliegen droht jedoch, ihren vorrangigen Platz auf unserer Tagesordnung zu verlieren. Während des Kalten Krieges hat der Wettstreit, um Einflußsphären das Interesse an Entwicklungsfragen gefördert. Waren die Beweggründe dafür auch nicht immer uneigennützig, so konnten Länder, die Entwicklung anstrebten, aus diesem Interesse immerhin doch Nutzen ziehen. Heute hat der Wettstreit den ärmsten Ländern Entwicklung zu bringen, aufgehört. Viele Geber sind der Aufgabe müde geworden. Viele der Armen sind entmutigt. Die Entwicklung steckt in einer Krise.
6. Die ärmsten Nationen fallen weiter zurück. Länder, die sich im Übergang von einer Kommandowirtschaft zu einer offenen Volkswirtschaft befinden, sind mit extremen Härten konfrontiert. In Nationen, die Wohlstand erreicht haben, geht der Erfolg mit einer Reihe neuer Probleme sozialer, ökologischer, kultureller und wirtschaftlicher Art einher, und viele von ihnen zögern daher, ihre Entwicklungshilfe auf dem bisherigen Niveau fortzusetzen.
7. Die derzeitige Lage verlangt ein besseres Verständnis der Entwicklungsproblematik, ein stärkeres moralisches Engagement und wirksamere politische Maßnahmen. Anderenfalls könnte ein halbes Jahrhundert beträchtlicher Fortschritte wieder zunichte gemacht werden. Schlimmer noch: Alle Völker der Welt werden unter immer schlechteren Bedingungen leben müssen und allmählich die Fähigkeit einbüßen, ihrem Schicksal Richtung und Gestalt zu geben.
8. Zahlreiche konkrete Anregungen und ins einzelne gehende Vorschläge sind gemacht worden und verdienen es, sorgfältig geprüft zu werden. Das System der Vereinten Nationen hat eine Fülle von Studien und Berichten zu verschiedenen Entwicklungsaspekten hervorgebracht, die ein Grundstock von unschätzbarem Wert sind.
9. Aufbauend auf diesen Bemühungen soll in dem vorliegenden Bericht die Vision der Entwicklung mit neuem Leben erfüllt und eine verstärkte Diskussion aller ihrer Aspekte angeregt werden.
10. Die Charta der Vereinten Nationen läßt eine allmähliche Ausgestaltung des so entscheidend wichtigen Entwicklungsgedankens zu, doch bleibt es uns, die wir in den letzten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts leben, überlassen zu versuchen, den Begriff der Entwicklung zur Reifung zu bringen.
11. Es ist die Sorge zum Ausdruck gebracht worden, die Vereinten Nationen legten größeres Gewicht auf die Friedenssicherung als auf Entwicklungsfragen. Wenn man betrachtet, welche Haushaltsmittel und wie viele Bedienstete jeweils für Friedens- oder Entwicklungsaktivitäten eingesetzt werden, erweisen sich diese Befürchtungen als unbegründet. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Mitteln für die Friedenssicherung fällt es einigen Mitgliedstaaten jedoch schwer, ihre Beiträge zu den Entwicklungsaktivitäten der Vereinten Nationen zu erhöhen. Ohne Entwicklung gibt es indessen keine Aussicht auf dauerhaften Frieden.
12. Obgleich die Hauptverantwortung für die Entwicklung bei den Regierungen der einzelnen Staaten liegt, sind die Vereinten Nationen mit einer Reihe wichtiger Aufgaben betraut worden, um sie dabei zu unterstützen. Das Engagement der Vereinten Nationen im Entwicklungsbereich erstreckt sich über vier Entwicklungsdekaden und umspannt das gesamte Spektrum weltweiter Probleme wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und humanitärer Art. Es erfaßt alle Entwicklungskategorien und hat Länder jeden Entwicklungsstands zum Ziel.
13. Die vorliegende Agenda gründet sich somit auf die allein in den Vereinten Nationen vorhandene Erfahrung. In Abschnitt II werden die fünf miteinander verknüpften Hauptdimensionen der Entwicklung dargestellt. In Abschnitt III wird die Vielfalt der Akteure im Entwicklungsbereich beschrieben und der Prozeß erläutert, durch den die Vereinten Nationen diese Akteure in die verschiedenen Entwicklungsdimensionen einbinden können. In Anhang I des Berichts wird der Umfang des Engagements der Vereinten Nationen im Entwicklungsbereich dargestellt. Bei der Erörterung dieses Engagements beschränke ich mich im wesentlichen auf die Vereinten Nationen selbst, ihre Fonds und ihre Programme. Die Arbeit der Sonderorganisationen des Systems der Vereinten Nationen, so wichtig sie ist, ist nicht Gegenstand dieses Dokuments.
14. Im Lichte der sich herausbildenden neuen Entwicklungsvision gibt es im Entwicklungsbereich schlechthin keine Alternative zu den Vereinten Nationen. Die Vereinten Nationen sind ein Forum, in dem die Stimme aller Staaten, ob groß oder klein, mit gleicher Klarheit gehört werden kann und in dem Akteure, die nicht Staaten sind, dem größtmöglichen Publikum ihre Auffassungen vortragen können. Noch ist Zeit, gemeinsam voranzuschreiten, doch ist größere Dringlichkeit geboten. Jeder verlorene Tag läßt unsere Arbeit kostspieliger und schwieriger werden.
15. Solange es irgendwo Krieg gibt, kann kein Staat den Frieden als gesichert ansehen. Solange Mangel und Not herrschen, kann kein Volk eine dauerhafte Entwicklung erreichen.
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Agenda für Entwicklung, Inhalt Agenda for Development, Table of contents |